INVASIVE GEBIETSFREMDE ARTEN

Gebietsfremde Arten sind Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen, die durch menschliche Eingriffe aus anderen Teilen der Welt in eine neue natürliche Umwelt gelangt sind. Mittlerweile leben über 12.000 gebietsfremde Arten in Europa, und ihre Zahl steigt stetig an. Viele dieser Arten werden absichtlich nach Europa eingeführt – wegen ihrer Schönheit, ihres Nutzens oder ihres Handelswerts. Andere wiederum kommen eher zufällig auf unseren Kontinent, zum Beispiel als Besatz auf importierten Waren oder als „blinde Passagiere“ auf Schiffen oder in Autos.

Invasive gebietsfremde Arten (IGA) sind gebietsfremde arten, deren Einbringung und Verbreitung schwerwiegende umweltschädliche Auswirkungen haben. Glücklicherweise schädigen nicht alle gebietsfremden Arten ihren neuen Lebensraum, denn die überwiegende Mehrheit hat Schwierigkeiten zu überleben, zu wachsen oder sich zu vermehren. Etwa 10 bis 15 % der gebietsfremden Arten, die nach Europa gelangen, entwickeln sich zu invasiven und gebietsweise überreichlich vorhandenen Arten, was häufig darauf zurückzuführen ist, dass es an Prädatoren oder Parasiten mangelt, die sie normalerweise in Schach halten.

WARUM MÜSSEN WIR GEGEN INVASIVE GEBIETSFREMDE ARTEN VORGEHEN?

Invasive gebietsfremde Arten stellen für die europäische Artenvielfalt eine riesige Bedrohung dar, da sie das Aussterben einheimischer Arten bewirken oder die Funktionsweise ganzer Ökosysteme verändern können. IGA können auch weitreichende wirtschaftliche Folgen haben, da sie Schäden an Infrastrukturen anrichten, den Transport behindern und die Erträge aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der Fischerei vermindern können. Des Weiteren können einige Arten bei Mensch und Tier ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen. Denken Sie nur einmal an mögliche Allergien oder die Übertragung von Krankheiten. Die damit verbundenen Kosten für die europäische Wirtschaft werden auf mindestens 12 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Und da immer mehr dieser Arten nach Europa gelangen und sich dann naturgemäß schnell verbreiten, wird von einem weiteren rapiden Anstieg der Kosten ausgegangen, der durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Darüber hinaus steigen die mit den IGA in Zusammenhang stehenden Kosten exponentiell an, wenn nicht sofort gegen sie angegangen wird.

PROBLEMLÖSUNG AUF EU-EBENE

Invasive gebietsfremde Arten kennen keine administrativen Grenzen. Ist eine Art in einem Land einmal heimisch geworden, kann sie durch natürliche Verbreitung oder (un)beabsichtigten menschlichen Eingriff auch problemlos in die Nachbarländer gelangen. Auf nationaler Ebene ergriffene Präventions- und Managementmaßnahmen können dadurch untergraben werden, dass in den Nachbarländern keine ähnlichen Maßnahmen bestehen. Es steht somit außer Frage, dass zur Lösung des Problems der invasiven gebietsfremden Arten ein europäischer Ansatz erforderlich ist.

Zu diesem Zweck wurden in der Europäischen Union für IGA neue Rechtsvorschriften auf den Weg gebracht, die einen EU-weiten koordinierten Rahmen für Maßnahmen zur Vorbeugung, Begrenzung und Eindämmung der nachteiligen Auswirkungen von IGA bieten. Dieser Rahmen basiert auf drei Arten von Maßnahmen zur Bekämpfung von IGA, die abhängig von der Häufigkeit ihres Vorkommens in Europa ergriffen werden:

  • Prävention: Maßnahmen zur Verhinderung einer beabsichtigten und unbeabsichtigten Einbringung und Verbreitung von IGA in die EU und innerhalb der EU
  • Frühwarnsysteme und schnelles Handeln: eine Verpflichtung für die Mitgliedstaaten, das Auftreten von IGA so früh wie möglich zu erkennen und unverzüglich Maßnahmen mit dem Ziel zu ergreifen, die Etablierung und weitere Verbreitung auf ihrem Gebiet zu verhindern
  • Management von bereits weit verbreiteten Arten: eine Verpflichtung für die Mitgliedstaaten, IGA, die sich bereits auf ihrem Gebiet etabliert haben, zu kontrollieren, um eine weitere Verbreitung zu verhindern und die Schäden zu begrenzen

Das Herzstück der EU-Verordnung ist eine Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung, in der die IGA aufgeführt sind, zu deren Bekämpfung alle Mitgliedstaaten Maßnahmen vereinbart haben. Diese Arten kommen entweder schon in Europa vor oder sind derzeit noch nicht in Europa zu finden, wobei aber davon ausgegangen wird, dass sie ohne geeignete Maßnahmen auf das Gebiet der EU gelangen.

Wünschen Sie weitere Informationen? Dann lesen Sie diese von der Europäischen Kommission herausgegebene Broschüre über invasive gebietsfremde Arten.